Métro de luxe

Die Moskauer Metro ist so schön, dass sie Türsteher hat. Den Eingang überwachen strenge Damen und Herren in Uniform, die genau darauf achten, wer sein билет zückt und wer nicht. Das Ticket wird auf ein Lesegerät gehalten, erst dann darf man durch die Schranke gehen. Das Gemeine daran ist, dass der Durchgang offen steht. Wer denkt, hier einfach durchgehen zu können, dem knallen ohne Vorwarnung zwei Metallbügel gegen die Oberschenkel, die uniformierte Frau bläst in die Trillerpfeife die ihr um den Hals hängt und schaut streng – kein Durchkommen. Die einzige Möglichkeit ohne zu zahlen mitzufahren, ist, über die sich schließenden Schranken zu springen und schnell eine der Rolltreppen hinunterzurennen, die bis zu 84 Meter in die Tiefe führen. Ich habe das ein paar Mal beobachtet, die Uniformierten nehmen die Verfolgung in diesem Fall nicht auf. Vor allem dann nicht, wenn sie in ihren grauen Häuschen sitzen. Aber dann schauen sie richtig böse.

Die Metro in Moskau ist 1935 eröffnet worden, manche U-Bahnhöfe sehen aus wie Paläste, riesige Kronleuchter hängen von der Decke, die Decke zieren Mosaike, zum Teil noch mit sozialistischen Motiven.

Laut meiner Mitbewohnerin nutzen die Moskauer Metro täglich soviele Menschen wie in London und New York zusammen. Und das Verwunderliche: Es stinkt nicht. Gar nicht. Weder in den Gängen, noch in den Bahnen selbst. Den Grund dafür habe ich dann Donnerstagnacht erfahren: Nachts ziehen ganze Horden an Putzleuten durch die U-Bahnhöfe und wischen und kehren und sammeln Müll auf, allein an meiner Station kamen mir vier von ihnen entgegen.

Aber das Beste ist: Die Metro fährt im Zwei-Minuten-Takt. Und zwar den ganzen Tag und nachts auch. Das muss auch so sein, denn wenn die eine Metro weg ist, füllt sich der Bahnsteig innerhalb von Sekunden mit neuen Menschen, nach knapp zwei Minuten ist er voll. Am Tunneleingang ist eine digitale Uhr und daneben werden die Sekunden gezählt, bis der nächste Zug einfährt. Bei 1:50 fährt die Metro ein, wenn sie losfährt springt der Zähler wieder auf Null.

Ein Problem hat natürlich auch die Moskauer Metro: Sie fährt nur bis ein Uhr Nachts. Eigentlich ist aber auch das kein Problem, denn Taxi fahren macht mindestens so viel Spaß wie U-Bahn fahren. Aber davon beim nächsten Mal.

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Eine Antwort zu Métro de luxe

  1. Karin Aldenhoff schreibt:

    Hallo Kathrin, ich freue mich, dass ich mit dir gemeinsam Moskau entdecken kann. Der Anfang ist jedenfalls schon sehr viel versprechend. Machs gut bis zum nächsten Mal, Bussi Mama

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