Im Bolschoj-Theater

Sechs Jahre lang war das Bolschoj-Theater in Moskau eine riesige Baustelle, Opern- und Ballettaufführungen fanden in einem neuen Gebäude neben dem Bolschoj statt. Am 28. Oktober eröffnet es endlich wieder (ein Zähler auf der Internetseite zählt die Tage) – mit einer pompösen Galanacht, bei der unter anderem Plácido Domingo singen wird. Das Ganze wird übrigens von Arte live übertragen, um 20.15 Uhr gehts los. Die Journalisten durften vorher schon mal reinschauen.

Die Symbole aus der Sowjetzeit sind verschwunden, keine roten Sterne, kein Hammer und keine Sichel weit und breit. Dafür schmückt der doppelköpfige Zarenadler jetzt die roten Wände. An der Decke prangen riesige Kristalllüster, das Parkett glänzt (wir dürfen nur mit blauen Plastiktüten an den Füßen durch das Theater laufen) und das Gold der Deckenbemalungen strahlt.

Ein paar Staubsauger stehen noch verloren in den Gängen, einige Bauarbeiter arbeiten an den letzten Details. Aber eigentlich ist jetzt nach sechs, statt ursprünglich geplanten drei Jahren, endlich alles fertig. Die Fassade wurde erneuert, die Statuen im Eingangsbereich neu errichtet und eine moderne Bühnentechnik eingebaut. Außerdem wurde ein Lift gebaut und Rolltreppen, statt 2000 Sitzplätzen gibt es nur noch 1700 – alles sollte bequemer werden für das Publikum. Aber auch für die Tänzer: Der neue Bühnenboden ist weicher, was es einfacher machen soll, lange auf ihm zu tanzen.

Bolschoj heißt groß – und groß ist die Geschichte des berühmtesten Moskauer Theaters. Es wurde 1776 von Katharina der Großen gegründet, brannte zwei Mal nieder, wurde in der Sowjetzeit von den Kommunisten für Volksreden und Parteitage missbraucht. „Schwanensee“ von Tschaikowsky wurde hier das erste Mal aufgeführt, im heutigen Ballettensemble sind mehr als 200 Tänzer, die Ballettaufführungen sind weltberühmt.

Ein älterer Journalist aber meinte zu mir, durch die Renovierung hätte das Bolschoj seinen Charm verloren. Die Atmosphäre sei nicht mehr die gleiche. Ich freu‘ mich trotzdem auf den Abend, an dem ich im Theatersaal sitzen werde, sich die tonnenschweren Vorhänge von der neuen beweglichen Bühne heben und ich meine erste russische Oper hören werde.

 

 

Dieser Beitrag wurde unter In Moskau abgelegt und mit , , , , verschlagwortet. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

2 Antworten zu Im Bolschoj-Theater

  1. Da würde ich gern neben Dir sitzen! Guter Artikel, schöne Bilder! Alles Liebe, Papa

  2. Barbara schreibt:

    Speaking of BOLSCHOI and globalisation:

    Falls der „Papa“ das lesen sollte, heute abend, Freitag 20.Oktober zeigt arte um 20:15 Uhr die Gala zur Wiedereröffnung des Bolschoi-Theaters

    Dir wünsche ich viel Genuß und Spaß!!!

    Barbara

Hinterlasse einen Kommentar