Almaty, Kasachstans heimliche Hauptstadt

Almaty, das ist die ehemalige Hauptstadt von Kasachstan, die Metropole eines Landes, das 16 Millionen Einwohner hat. So viele wie Moskau. Es ist die Stadt, die im Süden von den Bergmassiv Alatau begrenzt wird, im Norden von der Steppe. Oben im Süden ist die Luft klarer, die Häuser größer und die Läden teurer. Der schmelzende Schnee fließt hinunter in den Norden, wenn es regnet, verwandeln sich die Gehwege in Bachläufe. Das Tauwasser spült den Dreck mit nach unten, in die armen Stadtviertel, wo die wohnen, die sich keinen Café Latte für fünf Euro in einem der europäischen Cafés leisten können.

Von unten kommt der Smog, wie eine Wand kriecht er in diesen Frühlingstagen jeden Morgen hinauf, verschlingt erst das Stadtzentrum, dann die Villenviertel an den Berghängen und hüllt schließlich den Kaktobe, den Fernsehturm, in grauen Nebel. Das Stadtbild prägen heruntergekommene Wohnblöcke und glänzende Glaspaläste, in denen die kasachischen Banken, die Hotelkette Marriott und Versicherungsfirmen ihren Sitz haben.

Wir flüchten in die Berge: Oben auf 3200 Meter im Skigebiet Shymbulak genießen wir die Aussicht auf die Fünftausender, die Kasachstan von Kirgisien trennen. Hier oben ist der Schnee noch so hoch, dass wir bis zur Hüfte einsinken, als wir einen Schritt vom Wanderweg abkommen. Unter einer Tanne sitzen zwei Männer, Russen. Sie machen in der ehemaligen Sowjetrepublik Kasachstan nur noch 30 Prozent der Bevölkerung aus. 60 Prozent sind Kasachen, die Übrigen gehören verschiedenen Minderheiten an. Unter anderem leben hier auch noch 200.000 Kasachstandeutsche, rund eine Million wurde 1941 auf Befehl Stalins aus Russland deportiert. Früher war das Verhältnis zwischen Russen und Kasachen umgekehrt, aber seit der Unabhängigkeit des Landes im Dezember 1991 und der zunehmend nationalen Politik wandern viele von ihnen nach Russland aus.

Meine Kollegin und Gastgeberin Malina hat eine Flasche Wodka im Rucksack und fragt die zwei Wanderer, ob sie einen Schluck mit uns nehmen. Sie willigen ein. Malina gießt jedem einen Wodka in die mitgebrachten Plastikbecher. Der ältere der beiden Wanderer lacht, dass man seine Goldzähne blitzen sieht, drückt jedem eine Scheibe Käse in die Hand, löffelt dann aus einer Plastikdose Karottensalat auf gekochte Kartoffeln, wovon auch jeder eine bekommt, und zieht zum Abschluss noch eingelegten Fisch unter dem Karottensalat hervor.

Wir trinken auf den gesunden Lebenswandel. Der zweite Wanderer ist nämlich Sportprofessor und unternimmt im Sommer mit seinen Studenten Touren durch die Berge. Seiner Meinung nach bewegen sich die jungen Leute zu wenig, trinken zu viel und nehmen zu viele Drogen. Na dann, Prost.

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Eine Antwort zu Almaty, Kasachstans heimliche Hauptstadt

  1. Karin Aldenhoff schreibt:

    Hallo Kathrin,
    ich hatte diese Woche einen Jungen aus Kasachstan zur Diagnostik. Ziemlich weiter Weg bis nach München, aber die Familie hat Geld. Natürlich hatte ich auch eine Dolmetscherin dabei, abes schwierig ist es schon, wenn man sich nicht direkt unterhalten kann.
    Viele Grüße
    Mama

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